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Mit dem Schlauchboot auf die Alm

Junges Tegernseer Volkstheater nimmt aplenländischen Zeitgeist auf die Schippe

Tegernsee - Wenn blaue Engel vom Himmel fallen, milcharme Almabtriebskühe via Helicopter auf die Alm transportiert werden und sich Künstler als die wahren Philosophen entpuppen, dann spielt das Junge Tegernseer Volkstheater. Mit dem Stück "Almen-Rausch", einer Alternative zum herkömmlichen Volkstheater, eröffnete die junge Schauspieltruppe des Tegernseer Volkstheaters die Freilichtsaison am vergangenen Samstag im Gasthof zur Post in Kreuth.

Ein eher tiefgründiges Thema - die Sehnsucht der Menschen nach Erfüllung ihrer Träume - hat Autor und Regisseur Ulrich Kern im leichten Genre der volkstümlichen Komödie bearbeitet. Dabei nahm er den Zeitgeist, vor allem den spezifisch alpenländischen, der sich in Extremsport und Naturesoterik äußert, auf die Schippe. Das Publikum hatte seinen Spaß an der urigen, originellen Typen, die auf Grund einer Fehlbuchung über Internet zur gleichen Zeit auf der Rumpelalm, dem Schauplatz des Geschehens, eintrafen.

Regisseur Ulrich Kern setzt die Klischees, die sie bedienen, amüsant in Szene. Die Aussteiger oder "Aberwitzigen", wie Alpenmaler Picasso (Andreas Schwaiger) sie nennt, leiden an den Rollen, die das Leben ihnen auferlegt. Da ist der Extremsportler August Lagemayr (Stephan Striegl), ein junges schmächtiges Bürschchen im Superman T-Shirt. Mit aufgepumptem Schlauchboot auf dem Rücken erklimmt er die auf 1700 Meter gelegen Alm, um in der Wolfsschlucht zu raften.

Krachert der Auftritt von Jessica Kern als Problemtochter Olivetta Schirnding. Mit rauchiger Rockstimme und von harten rockigen Klängen begleitet schreit sie, als sie auf der Alm ankommt, ungeniert ihrer Mutter Rondella entgegen: "Eh lass' mi' doch in Ruh', du alte blöde Kuh ... I' bin doch nur ein Schandfleck in deinem Leben." Ander Ge'Org (Christian Ruoff), Guru und definitiv letzter Mohikaner, gibt nur den Laut "Hough" von sich.

Witzig-originell, aber auch romantisch die Szene am Lagerfeuer: Beim nächtlichen Trinkgelage lösen sich die seelischen Verkrampfungen und die Masken fallen. Der blaue Engel, ein abgestürzter Paragleiter, für den sich die Sennerin Maria (Eva Maria Weise) auf dem Dach der Alm im königsblauen Bikini in Pose legt, entpuppt sich als Schwab', der auf Jungen steht. Olivetta findet das Leben nun "schön" statt "cool", Ge'Org outet sich als Maurer und Larissa, seine Schülerin, als Schuhverkäuferin. Nur Kaspar Huber (Florian Kern), Chef der Event-Agentur "Erlebniswelt Oberbayern" und Besitzer der Rumpelalm, bleibt der, der er ist, ein "ausgefuchster" Werbefachmann.

Bis zum 2. September finden samstags, 19.30 Uhr, Vorstellungen statt. Gesina Stärz